Poel/Wismar. Plötzlich ist eine Rückenflosse zu sehen. Dann wieder nur blaues Wasser. „Was war das?“, fragen sich Christian Schmiedeberg und Volker Dahse. Sie arbeiten für die Fischereiaufsicht in Wismar und sind gerade auf Kontrollfahrt vor der Insel Poel. Die Sonne scheint. Die Ostsee ist fast spiegelglatt, als die Männer wenige Meter von ihrem Boot entfernt ein Tier abtauchen sehen. Kurzes Zeit später taucht es wieder auf – und das nicht nur direkt vor ihrem Boot, sondern sogar noch in Begleitung. Es sind zwei Delfine. Einer ist etwas dunkler und größer als der andere. Sie schwimmen ganz langsam umeinander herum. „Es sah aus, als würden sie schmusen, deswegen nehmen wir an, dass es ein Pärchen ist“, erzählt Christian Schmiedeberg.
Die Tiere seien zu ihnen ans Boot geschwommen. „Sie wirkten sehr zutraulich.“ 28 Sekunden dauert die ungewöhnliche Begegnung in der Wismarbucht. Dann sind die Delfine wieder weg.
Ihre erste Beobachtung von Delfinen sei es nicht gewesen, sagt Christian Schmiedeberg. Trotzdem seien solche Erlebnisse „immer etwas ganz Besonderes“. Denn die schwimmenden Säugetiere sind in der Ostsee nicht allzu oft zu sehen. Und weil sie neugierig sind, trauen sie sich meist an Boote und Schiffe heran. Auch in diesem Fall haben sie sich auf die Menschen zubewegt – nicht umgekehrt. „Wir lassen die Tiere in Ruhe, um sie nicht zu stören. Umso mehr freuen wir uns, wenn sie von selber kommen“, betont Christian Schmiedeberg. Der Boltenhagener hat ein Video von der Delfin-Sichtung gemacht.
Und die Männer der Fischereiaufsicht haben in dieser Woche gleich doppeltes Glück gehabt – sie haben die Delfine zweimal gesehen. „Am Dienstag waren sie vor der Insel Poel unterwegs, am Mittwoch haben wir sie dann noch einmal vor der Insel Walfisch vor Wismar gesehen“, berichtet Christian Schmiedeberg. Da seien die Delfine vermutlich aus dem Fahrwasser zur Hansestadt gekommen und hätten wohl einen Fischschwarm verfolgt.
Delfine bitte in Ruhe lassen
Vor etwa einem Jahr habe er bei der Arbeit schon einmal ein Delfin-Pärchen in der Wismarbucht beobachtet. Er nimmt an, dass es dasselbe ist. Damals sei es nach wenigen Tagen wieder verschwunden. Deshalb vermutet Christian Schmiedeberg, dass es auch diesmal nur eine kurze Stippvisite ist. Und er appelliert, die Tiere in Ruhe schwimmen zu lassen und nicht zu verfolgen.
Laut Michael Dähne, Kurator für Meeressäugetiere beim Deutschen Meeresmuseum in Stralsund, sei es eine besondere Sichtung. Denn bei den Tieren handle es sich um Weißschnauzendelfine. Die sind in der Ostsee noch seltener zu sehen als gewöhnliche Delfine. Die Tiere seien etwa 2,50 Meter lang und vermutlich Mutter und Kalb.
In den vergangenen Jahren sind mehrfach Große Tümmler in der Ostsee gesichtet worden. Im Dezember 2015 sind beispielsweise zwei Delfine bei Lübeck aufgetaucht und haben sich eineinhalb Monate in der Kieler Förde und bei Eckernförde aufgehalten, wo es zahlreichen Beobachtern gelungen ist, Fotos und Videos von ihnen zu machen.
Auf Foto-Jagd sollen die Nordwestmecklenburger nicht gehen – appelliert auch Michael Dähne.
Der Gewöhnliche Delphin ist einer der kleinsten, aber auch schnellsten Meeressäugetiere. Er kann Geschwindigkeiten von 65 Kilometer die Stunde erreichen und bis zu 2,5 Meter lang werden. Diese Delphin-Art jagt hauptsächlich Fische, die in mittleren Wassertiefen vorkommen, wie Makrele, Hering und andere Schwarmfische.
Die Fischereiaufsicht ist in Wismar stationiert. Von dort fahren die Mitarbeiter mit dem Boot auf die Ostsee, um Fischer und Angler zu kontrollieren.
Von Kerstin Schröder